Learning in Public – Warum ich mit 58 neu Schreiben lernen will

6 Jahre lang habe ich vom Schreiben gelebt. Ich habe Beiträge fürs Radio verfasst, also mehr oder weniger professionell getextet. Auch jetzt schreibe ich viel, wahrscheinlich komme ich am Tag auf mindestens 2 Stunden und mehrere Seiten. Trotzdem habe ich das Gefühl, noch mal neu anfangen zu müssen. Warum?

Problem 1: Privat schreibe ich nur auf eine Art: Assoziativ

Fast jeden Morgen schreibe ich ungefähr eine Stunde lang. Dabei klärt sich immer wieder etwas und einiges davon könnte auch für andere interessant sein. Aber nicht in der Form. Bisher habe ich nichts überarbeitet und mich nicht um Verständlichkeit gekümmert. Der einzige, der das Geschriebene halbwegs einordnen kann, bin ich. Und selbst das gilt nur für den Moment des Schreibens. Einige Monate später bin ich bei manchen Einträgen selbst ratlos.

Problem 2: Schreiben auf Autopilot, noch dazu mit veralteten Ausdrucksweisen

Die Zeit ist über mein Vokabular hinweg gerollt. Manche Dinge sagt man überhaupt nicht mehr, die ich noch selbstverständlich verwende. Besonders krass ist das bei Phrasen („Hopfen und Malz verloren … „). Die schreiben sich von selbst fertig, bevor ich es bemerke.

Problem 3: Schnörkel-Schmäh

Um Texte aufzulockern, habe ich oft eine abstruse Gegenposition zu meiner Argumentation erfunden, um dann sagen zu können, Nein, Nein, im Gegenteil. Das hat mir eine Zeitlang viel Spaß gemacht. Jetzt finde ich das nicht mehr so gut. Es ist ein Extra, das den Fluss stört.

Problem 4: Editieren – wenn ich es mal versuche – dauert ewig

… und das Geschriebene wird nicht besser dadurch. Eher im Gegenteil. Oft editiere ich einem Text das Leben aus den Zeilen und übrig bleibt was Mittelmäßig-Langweiliges. Ich mühe mich also stundenlang mit Editieren ab und habe am Schluss etwas Schlechteres als am Anfang. Blöd, oder?

Und wo soll’s hingehen?

Ich will so klar wie möglich schreiben. Keine G’scheitheiten, keine Girlanden, sondern Texte, die aufs Wesentliche fokussiert sind. Und Formulierungen, die ausdrücken, was ich sagen will.

Es soll schneller gehen. Mehr als ein bis zwei Stunden will ich nicht für einen Text brauchen.

Über Dinge, die mich und hoffentlich andere interessieren. Wenn ich schreibe, will ich dabei etwas lernen. Oder etwas klarer sehen.

Was sind die nächsten Schritte?

  • Mit Anregungen aus dem Netz arbeiten. Besonders 2 Kurse sind mir aufgefallen: „Ship30for30“ und „Write of Passage„. Die Macher sind sehr großzügig mit ihrem Material und veröffentlichen viel „for free“.
  • 30-Day-Challenge – nicht nur übers Schreiben nachdenken, sondern wirklich tun. Also dreißig Tage lang täglich etwas veröffentlichen.

Womit ich schon experimentiere

  • Atomic Essays senken die Hemmschwelle
    Schreiben fürs Internet – Zwischenüberschriften, kurze Absätze
    ChatGPT als Praktikanten einsetzen
    Clear not Clever – Klarheit vor „G’scheit klingen

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